„All about period“ – ein Angebot für Klientinnen zur weiblichen Gesundheit
Das Thema Menstruation ist in unserer Gesellschaft nach wie vor ein Tabu und oft mit Scham besetzt. Gleichzeitig gibt es zu diesem Thema viel Unkenntnis und wenig Auseinandersetzung. Fakt ist auch, dass sich viele Frauen Periodenprodukte nicht leisten können. „Periodenarmut“ ist eine Thematik, die u. a. auch unsere Klientinnen betrifft. Viele Frauen in schwierigen sozialen oder finanziellen Situationen haben keinen regelmäßigen Zugang zu Menstruationsprodukten. Besonders wenn finanzielle Mittel oft für andere dringende Bedürfnisse oder die Sucht selbst verwendet werden, kann es sein, dass Hygieneartikel nicht priorisiert werden oder schlicht nicht erschwinglich sind. Zumindest ist es für viele nicht möglich, teurere Periodenprodukte wie z.B. Stoffbinden, Periodenunterwäsche oder Menstruationstassen zu kaufen. Diese Einschränkungen können sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit auswirken.
Hinzu kommt, dass Scham und Stigmatisierung das Problem verstärken können. Frauen in solchen Lebenslagen sprechen oft ungern über ihre Menstruation oder wissen nicht, wo sie kostenlose oder günstige Hygieneprodukte erhalten können.
Umso wichtiger ist es, diese Möglichkeiten weiter auszubauen. Periodenarmut soll thematisiert bleiben, weil jeder Mensch das Recht auf hygienische Menstruationsprodukte haben soll – unabhängig von der finanziellen oder sozialen Situation.
Gemeinsam mit Melanie Zemsauer, die ein Fachgeschäft für Periodenprodukte betreibt, hat der Standort „Sucht und Beschäftigung“ einen Workshop für Klientinnen entwickelt, um das Thema Menstruation und weibliche Gesundheit zu behandeln. Da wir am Standort eine Frauengruppe mit dem Schwerpunkt Trauma und Sucht haben, bot sich dieser geschützte Rahmen für die Umsetzung des Workshops an. Ziel war es, Wissen zu vermitteln, die unterschiedlichsten Periodenprodukte vorzustellen und Raum für offene Fragen und Austausch zu bieten. Besonders wichtig war uns, Scham abzubauen und ein besseres Verständnis für das Thema zu schaffen.
Konkret wurden Themen wie der weibliche Zyklus, hormonelle Veränderungen und Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden, Schwangerschaft, Verhütung und sexuelle Gesundheit, Menstruation und Wechseljahre und der jeweilige Umgang mit Beschwerden etc. besprochen. Zudem wurde die Bedeutung wichtiger Vorsorgeuntersuchungen wie der jährliche PAP-Abstrich- Test oder die Mammographie betont.

Ein besonderes Highlight war ein selbst gestaltetes Plakat zur weiblichen Anatomie. Es diente nicht nur als anschauliches Hilfsmittel zur Erklärung verschiedener Themen rund um den Beckenboden und den Menstruationszyklus, sondern lud auch zum gemeinsamen Austausch ein. Die Teilnehmerinnen hatten die Gelegenheit, persönlichen Fragen zu stellen, ihre Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen. Der offene Austausch ermöglichte es, Themen ohne Scham anzusprechen und von den Erfahrungen der anderen zu lernen.
Dank einer großzügigen Spende von Kunst des Helfens hatten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, Produkte als Geschenk mitzunehmen und auszuprobieren.
Das Feedback der Teilnehmerinnen war sehr positiv, besonders in Bezug auf die Möglichkeit, Produkte mitzunehmen und auszuprobieren. Gerade die wiederverwendbaren Produkte stießen auf großes Interesse, da viele Frauen diese bislang aufgrund der Kosten für sich nicht in Betracht ziehen konnten. Die Chance, gesundheitliche Informationen zu erhalten und in einem offenen Raum über diese Themen zu sprechen, wurde sehr geschätzt. Es wurde deutlich, dass ein großer Bedarf an Austausch und Aufklärung besteht. Einige Teilnehmerinnen hatten zwar schon viel zu dem Thema gelesen, aber besonders das Darüberreden mit anderen Frauen wurde als sehr wertvoll empfunden.
Was die Trainerinnen über das gute Ankommen der alternativen Periodenprodukte hinaus überraschte, war, dass besonders das Thema „Älterwerden und Wechseljahre“ großen Anklang fand. Es wurde deutlich, dass viele Frauen zuvor kaum die Möglichkeit hatten, in einem wertfreien Umfeld über das Älterwerden und die damit verbundenen Veränderungen zu sprechen. Allein der Austausch darüber, aber auch das Bewusstsein für das Thema zu schärfen, war eine wichtige Erfahrung.

