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Einblicke in unseren Beratungsalltag

Thema: Partydrogen

Setting: Onlineberatung

Person: Konsumierende Person, vermutlich männlich (Name und Berufsbezeichnung lassen darauf schließen) 

Ausgangssituation: 

Der Anfrager erzählt, dass er Anfang 30 sei, in einer partnerschaftlichen Beziehung lebe, eine schöne Wohnung und einen guten Arbeitsplatz habe. Doch seit seinem 16. Lebensjahr konsumiere er regelmäßig aufputschende Substanzen, früher im Party- und Freizeitkontext, seit geraumer Zeit jedoch häufiger auch alleine und mit Kontrollverlust. Seine Versuche, abstinent davon zu bleiben, scheitern immer nach wenigen Tagen. Zudem rauche er täglich Cannabis – diesen Konsum konnte er in den letzten Wochen aber reduzieren. Mittlerweile mache der Substanzkonsum keinen Spaß mehr, sondern sei Belastung und koste zudem viel Geld. Er fragt, wie er wieder Kontrolle gewinnen kann.

Beratung:

Die Beraterin fasst die Anfrage kurz zusammen, um zu zeigen, was verstanden wurde und auf welche Anliegen sie eingehen wird. Zuerst gibt sie Informationen zu Sucht. Dem Frager wird rückgemeldet, dass es trotz des Konsums Lebensbereiche gibt, die gut funktionieren: die Arbeit, die Beziehung. Fragen werden gestellt, damit er seine Situation reflektieren kann, wie etwa: „Welches Gefühl bewirkt der Konsum bei Ihnen?“ Zusätzlich gibt ihm die Beraterin einige Anregungen, was er tun kann:  Konsumtagebuch führen oder alternative Handlungen finden. Abschließend erfolgt die Einladung und Aufmunterung, persönlich zu einem Gespräch zu kommen, in diesem Fall in das Angebot „Beyond the Line“, wo es anonyme Beratung gibt.

Thema: Angehörigenberatung

Setting: persönliches Gespräch

Person: Schwester: Bruder hat multiplen Substanzgebrauch

Ausgangssituation

Die etwa 30-jährige Frau möchte wissen, wie sie sich gegenüber ihrem „kleinen“ Bruder, der 21 Jahre alt ist, verhalten soll. Er ist gerade wohnungslos geworden, bedingt durch seinen exzessiven Konsum von Alkohol, THC und Ketamin, seinem damit einhergehenden aggressiven Verhalten und seine finanziellen Probleme. Einerseits möchte sie ihren Bruder unterstützen, da alle anderen Familienmitglieder bereits den Kontakt zu ihm abgebrochen haben, und überlegt sogar, ihn bei sich wohnen zu lassen. Andererseits möchte sie aber seinen Substanzkonsum nicht akzeptieren, sondern ihn ermutigen, sich in Behandlung zu begeben.

Beratung

In der Angehörigenberatung geben wir stets eine Mischung aus Information zum Thema Sucht und Konsum, suchen aber auch Handlungsmöglichkeiten für die individuelle, geschilderte Situation. Und auch die Befindlichkeit der Angehörigen ist Thema. Wir sprechen erst allgemein über Suchtkriterien und –ursachen. Dann: Was könnte den Bruder motivieren, sich an eine Suchthilfeeinrichtung zu wenden? Was kann ihr Beitrag sein, kann sie das als Bedingung für den Wohnplatz von ihm fordern? Welche Konsequenzen wird sie ziehen, wenn er sich nicht an Vereinbarungen hält? Abschließend ist es wichtig, die Frau in ihren persönlichen Grenzen zu stärken und Möglichkeiten zu finden, wo sie Kraft in dieser herausfordernden Zeit finden kann.

Thema: Cannabiskonsum 

Setting: persönliches Beratungsgespräch, 50 Minuten

Person: 16 Jahre alt, lebt mit Mutter

Ausgangssituation

In der Schule ist aufgefallen, dass die Jugendliche immer wieder „sehr müde“ ist und dem Unterricht nicht gut folgen kann. Auch zu Hause hat sich die Mutter begonnen Sorgen zu machen, da die Tochter immer wieder „rote Augen“ hat und später heimkommt als vereinbart. Als eine Lehrerin die Jugendliche konkret mit den Beobachtungen konfrontiert, gesteht sie, „einmal THC mit Freund_innen probiert" zu haben. Die Schulärztin spricht daraufhin eine §13-Schulweisung aus, was bedeutet, dass die Jugendliche zur Abklärung in eine Suchtberatungsstelle gehen muss. Die Mutter macht telefonisch einen zeitnahen Termin aus und begleitet sie. Die Jugendliche will zwar nicht, ist aber bereit, „einmal zu kommen“. 

Beratung

In der Abklärung von Jugendlichen ist uns Transparenz sehr wichtig. Entsprechend werden Jugendliche gemeinsam mit Angehörigen beim ersten Termin über Abklärungsmodalitäten (z. B. mehrere Termine, Angehörigenberatung) und den rechtlichen Rahmen (wie Verschwiegenheitspflicht) aufgeklärt. Danach bleibt die Betreuerin mit der Jugendlichen alleine und ihre Perspektive hat Platz: Es wird die aktuelle Lebenssituation abgeklärt, die Beziehungsgestaltungen zu relevanten Personen besprochen und nach Behandlungserfahrungen gefragt. Natürlich klären wir den Konsum sehr genau ab, beantworten Fragen zu den verschiedenen Substanzen und machen Safer-Use-Aufklärungen. Inhalte und Dauer des Gesprächs werden an die Bedürfnisse angepasst.. 

Thema: Komorbidität

Setting: längerfristige Behandlung/Betreuung

Person: Klientin mit Polytoxikomanie

Ausgangssituation:

Die Klientin ist Anfang 20 und kommt  zu uns in die Behandlung, weil sie nicht mehr weiß, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Momentan konsumiert sie Opiate, Alkohol, Speed, Kokain, Ecstasy. In der Vergangenheit hatte sie mehrfach depressive Episoden mit suizidalen Gedanken. Sie hat ihre Ausbildung abgebrochen und schafft es gerade einmal, ihre Wohnungsmiete zu bezahlen. Sie wird in psychosoziale und medizinische Behandlung bei uns aufgenommen.

Behandlung/Betreuung:

Im Laufe der Gespräche werden Alternativen zum Konsum erarbeitet, auf ihre vorhandenen Ressourcen eingegangen und Copingstrategien besprochen. Zusätzlich wird eine psychiatrische Behandlung mit unterstützender Medikation begonnen. Sie wird zu einem stationären Entzug motiviert. Nach erfolgreichem stationären Aufenthalt kommt sie weiterhin zur Beratung zur weitere Perspektivenentwicklung. In der Zwischenzeit hat sie wieder eine Ausbildung begonnen und hat Pläne für ihre Zukunft. 

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