"Don't risk your fun" - Prävention im Lehrlingswesen
Alkohol, Nikotinprodukte, psychoaktive Substanzen und Co. sind doch kein Thema bei unseren Lehrlingen! Das würden sich viele Führungskräfte wünschen. Die Ergebnisse der Lehrlingsgesundheitsbefragung 2021/22 „Gesundheit und Gesundheitsverhalten von österreichischen Lehrlingen“ im Auftrag des Bundesministeriums zeigen jedoch auf:
- Fast die Hälfte der Lehrlinge beiderlei Geschlechts raucht Zigaretten.
- Andere Nikotinprodukte werden von jeweils ca. 20 % konsumiert.
- Etwas mehr als zwei Drittel der Lehrlinge trinken alkoholische Getränke.
14 % der weiblichen und 20 % der männlichen Lehrlinge konsumieren Cannabis.
Im Vergleich, wie viele 17- und 18-jährige Lehrlinge und Schüler_innen die verschiedenen abgefragten psychoaktiven Substanzen bereits probiert haben bzw. aktuell konsumieren, können aus der Studie folgende Ergebnisse zusammengefasst werden:
- Wesentlich mehr Lehrlinge als Schüler_innen rauchen Zigaretten.
- Auch E-Zigaretten, Wasserpfeifen und andere Nikotinprodukte werden von Lehrlingen in höherem Ausmaß konsumiert als von Schüler_innen.
- Beim Alkohol- und Cannabiskonsum gibt es zwischen Lehrlingen und Schüler_innen nicht so große Unterschiede wie bei den Nikotinprodukten, allerdings sind auch hier die Lehrlinge aktuell etwas häufigere Konsument_innen als die Schüler_innen.
Ziel muss sein, einerseits negative Folgen für die Gesundheit der Lehrlinge und andererseits die dadurch entstehenden negativen Folgen für den Betrieb, wie z.B. Das erhöhte Risiko von Arbeitsunfällen oder die erhöhte Zahl von Krankenständen, abzuwenden. Dies kann u.a. durch rechtzeitige Vermittlung von Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten passieren.
Die Früherkennung von riskantem oder problematischem Konsum ist ein Schwerpunkt in unseren Workshops für Lehrlingsausbildner_innen. Problematischer Konsum ist nicht immer einfach zu erkennen. Wenn einige Anzeichen, die über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, auftreten, kann Substanzkonsum in Erwägung gezogen werden. Andererseits können diese Verhaltensweisen bzw. Anzeichen bei Jugendlichen auch entwicklungsbedingte Ursachen haben, da in dieser Zeit aufgrund der körperlichen, psychischen und sozialen Reifung immer wieder Krisen auftreten, die ebenso zu Schwankungen in der Arbeitsleistung oder im sozialen Verhalten und zu Krankenständen führen können.
Suchtpräventionsworkshops für Lehrlinge ermöglichen ein altersadäquates Angebot zur Reflexion des eigenen Konsumverhaltens und sind folglich ein Forum, um mögliche persönliche, gesundheitliche, berufliche und rechtliche Konsequenzen zu thematisieren. Die Fähigkeit, unterschiedliche Konsumformen in Bezug auf die persönliche Situation einzuschätzen und zu erkennen, ab wann der Konsum problematisch wird und was gegebenenfalls dagegen gemacht werden kann, die Vermittlung von Wissen zum Thema Substanzen, sowie Risikoreduktion sind Hauptziele der Suchtpräventionsworkshops.
Um die Nachhaltigkeit von Suchtpräventionsworkshops zu gewährleisten, empfehlen wir ein Gesamtkonzept in Betrieben. Neben den Lehrlingen sollen auch Lehrlingsausbildner_innen und Führungskräfte geschult werden, um risikoreiches Konsumverhalten bei Lehrlingen richtig einzuschätzen, Informationen zu vermitteln und im Anlassfall adäquat vorzugehen.
In unserer langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Lehrlingen haben wir diese Zielgruppe sehr zu schätzen gelernt. Oft bringt diese Zeit, in der sich die neue Rolle als junge_r Erwachsene_r und gleichzeitig als Mitarbeiter_in im Betrieb entwickeln darf, zahlreiche Herausforderungen und Chancen mit sich. Hier sehen wir es als unsere Aufgabe, Lehrlinge im Hinblick auf das Thema Sucht und Konsum zu informieren, jedoch ihnen vor allem auf menschliche Art zu begegnen und ihnen viele gesunde Impulse im Umgang mit diversen Lebensumständen mitzugeben.