Vom ersten Rausch bis zur Psychose - Das Spektrum der Angehörigenarbeit in der Suchthilfe
Die Unterstützung von Angehörigen war dem Dialog schon immer ein großes Anliegen und ein wichtiger Teil des Angebots. 2023 wurden 400 Angehörige in einem oder mehreren persönlichen Gesprächen beraten. Angehörige sind für uns alle Personen aus dem persönlichen Umfeld einer konsumierenden Person – man muss für eine Beratung nicht verwandt sein, man kann auch befreundet sein oder eine Arbeitskolleg_in.
Die Fragestellungen, mit den denen Angehörige zu uns kommen, sind sehr unterschiedlich und spiegeln das wider, was wir auch in der Arbeit mit Betroffenen sehen: Es gibt Fragen zu allen „altbekannten“, aber auch zu neueren, „moderneren“ illegalen Substanzen, zum weit verbreiteten Alkohol und auch zum Verhalten bezüglich digitaler Medien.
Auffallend oft waren wir im letzten Jahr mit drei Themenbereichen konfrontiert, die Angehörige beschäftigt haben:
- Eltern, deren Kinder eine AD(H)S-Diagnose haben und exzessiv PC-Spiele nutzen. Die Fragestellungen drehen sich hier stark um die Themen „Wann spreche ich von Sucht? Wie viel Bedeutung hat das PC-Spielen für den Umgang mit der Diagnose? Wie kann ich mein Spektrum als Elternteil erweitern, dem Kind Grenzen zu setzen und Alternativen zum PC-Spielen anzubieten?
- (Ex-)Partnerinnen von Suchtmittel konsumierenden Personen, die sich sowohl Fragen nach der unmittelbaren Gefährdung für das Kind bzw. die Kinder stellen, wie auch danach, welche längerfristigen Auswirkungen ein elterlicher Substanzkonsum oder eine Suchterkrankung haben kann. Wie hoch ist das Risiko für ein Kind Schaden zu nehmen beziehungsweise selbst eine Sucht zu entwickeln?
- Ratlose Eltern mit jugendlichen Kindern, die das widerspiegeln, was wir derzeit überall bemerken, von vielen Seiten hören und lesen können: eine große psychische Belastung und ein wilder Konsum von unterschiedlichen Substanzen. Wie gefährlich ist der Konsum? Was soll zuerst behandelt werden, der Konsum oder die Psyche?
Wir beraten jedes Anliegen individuell. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten in einer Angehörigenberatung:
- Wir geben Informationen zu Substanzen, zu Suchtursachen, zu Risiko- und Schutzfaktoren, zu Dynamiken, die oft vorkommen.
- Wir entwickeln gemeinsam mit den Angehörigen Handlungsmöglichkeiten. Die Überlastung und Überforderung lassen es oft nicht zu, neue Lösungsmöglichkeiten zu sehen oder den Fokus im Umgang mit der konsumierenden Person darauf zu legen, was noch gut funktioniert.
- Und, was sehr wichtig ist: Wir legen den Schwerpunkt auf die Befindlichkeit der angehörigen Person(en) – was können sie für sich Gutes tun? Wie können sie für sich Kraft schöpfen und Energie tanken, um letztendlich all den Stress und die Belastungen, die sie dadurch haben, auch auszuhalten?
Haben Sie Fragen als Angehörige_r eines Menschen mit einem Suchtproblem? Wir sind gern für Sie da: https://www.dialog-on.at/angehoerige/beratung