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Suchtprävention für Erwachsene

Dass gelungene Suchtprävention so früh wie möglich - am besten bereits im Kleinkindalter - beginnen muss, ist mittlerweile ein Standard. Laut dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsument_innenschutz (BMSGPK) ist „das vorrangige Ziel der professionalisierten Suchtprävention die Stärkung und Förderung der allgemeinen Lebenskompetenzen wie etwa der psychischen und sozialen Fähigkeiten und die Schaffung einer gesundheitsförderlichen Umwelt“. Um dieses Ziel zu erreichen, werden von der Suchtprävention in Österreich zahlreiche etablierte und evaluierte Programme zur Steigerung der Lebenskompetenzen angeboten, von Multiplikator_innen in Anspruch genommen und bei unterschiedlichen Zielgruppen, Kindern und Jugendlichen aller Altersgruppen umgesetzt. Das BMSGPK meint weiter, dass suchtpräventive Maßnahmen keine einmaligen Aktionen sein sollen, sondern langfristig und kontinuierlich geplant und eingesetzt werden. Nach ihrem Beginn im Kindergartenalter sollen sie sich zielgruppenspezifisch fortsetzen. Ganz prinzipiell bemerken wir in der Suchtprävention und Früherkennung ein großes Interesse an Maßnahmen für Jugendliche von Schulen, Lehrbetrieben und Jugendeinrichtungen.

Aber wie sieht es mit der Suchtprävention für Erwachsene aus? Endet Suchtprävention mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter? Kann Suchtprävention später noch gelingen, wenn die Lebenskompetenzen in der Kindheit und Jugend nicht ausreichend ausgebildet wurden? Aktuell gibt es zu wenig Angebote, Konzepte und nachhaltige Maßnahmen für Erwachsene, obwohl Sucht eigentlich viel eher ein Problem von Erwachsenen als von Jugendlichen ist. Das hat mehrere Ursachen: Zum einen sind Jugendliche in den unterschiedlichen oben genannten Settings gut zu erreichen, die Lebenskompetenzprogramme sind fest verankert und die wichtigsten Ziele der Suchtprävention sind das Verhindern von Sucht und das Anheben des Erstkonsumalters. Zum anderen ist es für Entscheidungsträger_innen, die ja ebenfalls zu den Erwachsenen gehören, möglicherweise auch einfacher, den Fokus auf Jugendliche zu richten, anstatt bei den Erwachsenen genauer hinzusehen. Dies würde nämlich auch bedeuten, den eigenen Konsum, denken wir hier in Österreich vor allem an Alkohol, zu reflektieren oder im eigenen beruflichen oder privaten Umfeld kritischer zu sein und nicht wegzusehen. 

Trotz des oben erwähnten Nachholbedarfs bei spezifischen Strategien und Angeboten können wir Erwachsene aber auch jetzt schon erreichen. Ein gutes Bespiel dafür ist die betriebliche Suchtprävention. Hier werden Führungskräfte, Lehrlingsausbildner_innen und Schlüsselpersonen sensibilisiert und geschult, um problematischen Konsum frühzeitig zu erkennen und anzusprechen und die richtigen Interventionen zu setzen (siehe auch folgenden Artikel). Ein weiteres Setting ist die Schulung von Multiplikator_innen im Sozial- und Gesundheitsbereich, wo es ebenfalls darum geht, Sucht frühzeitig zu erkennen und richtig zu intervenieren. 

Ziel der Suchtprävention für Erwachsene sollte aber noch mehr als die erwähnten Beispiele bedeuten. Auf verhältnispräventiver Ebene wären Strategien wünschenswert, um die verharmlosende Haltung gegenüber Alkohol zu verändern. Auf individueller Ebene sollten Maßnahmen gesetzt werden, um bestimmte Risikogruppen gezielter zu erreichen. Hier seien zum Beispiel Menschen in Belastungssituationen, wie Frauen mit Mehrfachbelastungen oder Menschen beim Übertritt in den Ruhestand, erwähnt, um nur zwei zu nennen. Es ist unser Ziel, noch mehr Aufmerksamkeit für das Thema Sucht zu erreichen und Angebote für alle zu setzen. Vom Säugling bis zu den Großeltern.